„Die Erfindung des Computers hat alles verändert.“ „Das Internet hat eine ganz neue Welt geschaffen.“ Mit Stehsätzen wie diesen werden wir beinahe andauernd auf die Einzigartigkeit der heutigen Zeit hingewiesen. Doch hat sich wirklich alles verändert oder gibt es Dinge, die diese Welt im Innersten zusammenhalten und dennoch keiner Mode unterworfen sind?
Everything will be a computer and everyone will be a designer
Zwanzig Jahre ist es her – damals war ich gerade ein junger wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Vorarlberg – als mich dieses Zitat fesselte und mich bis zum heutigen Tag nicht mehr losgelassen hat. Suguru Ishizaki, zu dieser Zeit Professor am MIT, hat über die Zukunft der Gestaltung gesprochen und seine Ausführungen in diesem einen Satz zusammengefasst. Die darauffolgende Diskussion war sehr emotionsgeladen, schließlich waren bei diesem Kongress viele führende visuelle Gestalter aus Europa, den USA und Australien anwesend.
Ich diskutierte mit jugendlichem Enthusiasmus eifrig mit und trotz meinem ziemlich unbändigen Glauben an den Fortschritt der Computertechnik war ich der Meinung, dass diese Utopie niemals Realität werden kann. Immer sah ich den Gestalter, den Designspezialisten als den Demiurgen des Informationszeitalters, der am Röhrenbildschirm sitzend die Welt durch sein fundiertes Können und seine fachliche Expertise in eine glorreiche Zukunft führen werde.
Die Sozialen Netzwerke machen jeden zum Designer
Heute sitze ich vor einer meiner zahlreichen Devices und werde eines Besseren belehrt. Interessanterweise waren es aber nicht nur die Maschinen, die jeden Menschen des Internetzeitalters zum Designer werden ließen, sondern vielmehr die Sozialen Netzwerke. Diese Netzwerke verlangen von uns, möglichst viel Information mit unserem Netzwerk zu teilen. Diese Information muss natürlich gestaltet werden und so werden jeden Monat allein auf Facebook 6 Milliarden Fotos (Stand 2014) geteilt. Kommunikation, die von den Usern höchstpersönlich und in Echtzeit gestaltet wird. Heute können wir fast alles online gestalten: Die Küche beim schwedischen Möbelhaus, die Jeans beim Anbieter aus Amerika, unseren Food-Porn mit dutzenden Smartphone-Apps und unsere Beziehungen über eines der unzähligen Partner- und Dating-Portale. Der Design-Guru Ishizaki hat also damals Recht behalten: Alles wird zum Computer und jeder wird (s)ein (eigener) Gestalter sein! Eine Frage ist dennoch geblieben: Was bedeutet das nun für mich als Unternehmer oder Unternehmerin?
Alles in „Echt-zeitig-keit“
Eigentlich wenig, denn in Wahrheit hat sich die Welt nur in Bezug auf den Faktor Zeit verändert. Gestalten wir heute unsere Fotos und unsere Kommunikation in Sozialen Netzwerken, so haben viele Generationen vor uns Briefe und Zeichnungen gestaltet und an ihre Netzwerke verschickt. Alles ging halt ein bisschen langsamer. Die Netzwerke bzw. das Verhalten darin haben sich kaum verändert, erklärt uns die Soziologie. Nur der Umgang damit wurde entsprechend adaptiert. Was sich aber verändert hat, ist das Tempo der Kommunikation. Ereignisse sind nun in Echtzeit mitteilungsfähig. Was aber die Qualität unserer Mitteilung betrifft, so liegt es weiterhin an uns, diese verständlich oder eben unverständlich zu gestalten.
Die genauen Kenntnisse der Regeln ermöglichen erst den Erfolg
Denn eines hat sich nicht verändert! Die Regeln für gute Kommunikation und damit für gute Gestaltung dieser Kommunikation haben sich zwar um die Regeln des mulitmedialen Screendesigns erweitert, aber so manches bisherige der sozialen Interaktion hat Bestand. Deshalb wird es weiterhin wichtig sein, seine Kommunikation nach allgemein gültigen Regeln zu gestalten. Damit können nicht nur wir unsere Unternehmer erfolgreich kommunizieren, sondern für unsere Unternehmen den Grad an Ausdifferenzierung schaffen, den unsere Kunden für ihre Kaufentscheidung brauchen.
Wie wissen wie der digitale Hase läuft.
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